Paulhan

Der Name Paulhan taucht in der Zeit der römischen Besetzung als "Land des Paulianus" auf (Paulianus war ein römischer Provinzverwaltungsbeamter).

Nachdem die Vorfahren sich im Tal des Flusses Rieu niedergelassen hatten, scharten sie sich um den herrschaftlichen Landsitz innerhalb der kreisförmigen Schutzmauern. Von da an organisiert sich das soziale und rechtliche Leben der Siedlung, bis daraus eine anerkannte ländliche Gemeinschaft wird.

Die Kirche "Notre Dame" wird am Standort der damaligen "Chapelle Sainte Marie" errichtet. Im Dorf entstehen gemeinschaftliche Einrichtungen wie der Backofen, für dessen Benutzung eine Gebühr zu entrichten ist, eine Metzgerei und eine Ölmühle. Treffpunkt für die Bevölkerung sind ein Gemeinschaftshaus, Schulen und ein Platz -ähnlich dem Forum in der Antike- wo sich die Bewohner um ihren Konsul versammeln um wichtige Entscheidungen zu treffen.

Die "Circulade" von Paulhan - der kreisförmig angeordnete alte Stadtkern
Die "Circulade" von Paulhan - der kreisförmig angeordnete alte Stadtkern

Die ersten Herren von Paulhan sind die Benediktiner von Saint Thibéry, die Vicomtes von Béziers und von Agde, die Grafen von Mauguio und im XII. und XIII. Jahrhundert die Herren von Montpellier.
Durch die Heirat von Marie de Montpellier mit Peter König von Aragonien herrschen die Könige von Mallorca über das Dorf bis ins XIV. Jahrhundert. Das Gebiet von Paulhan wird dann an die Familie von Veyrac verkauft und bleibt bis 1720 in deren Besitz. René de Veyrac stirbt aber ohne Erbe. Madame de Sorbs und ihre Nichte sind die letzten Schloßherrinnen von Paulhan gewesen.
Während der Revolution kämpft die Bevölkerung vehement um ihre neuen Ideen. Paulhan erweitert sich über die Stadtmauern hinaus. Stattliche Wohnhäuser werden in der Nähe des Platzes errichtet. Trotzdem bleibt der mittelalterliche Charakter von Paulhan erhalten.

Das neue Paulhan entwickelt sich jenseits der Straße, die nach Clermont l'Hérault führt. Der Bau der Eisenbahnlinie am Ende des XIX. Jahrhunderts verändert völlig das Ortsbild. Die Errichtung des Bahnhofs ist ein wesentlicher Schritt für das wirtschaftliche Leben des Dorfes. Mit der Stadtplanung entwickelt sich das Straßennetz. Als nach dem 2. Weltkrieg der Bahnhof an Bedeutung verliert, halten das Werk für Dattelverarbeitung und das SEPPIC-, später IRRIFRANCE-Werk, die wirtschaftlichen Aktivitäten von Paulhan in Gang.Mit dem Anschluss von Paulhan an die Autobahn A 75 hat sich das Gewerbegebiet vergrössert und weitere Industriegebiete siedelten sich an.

Im landwirtschaftlichen Bereichentwickelten sich die Stukturen des Weinbaus und des Weinvertriebs dem Zeitgeist entsprechend: Die Winzergenossenschaften der Region haben sich unter dem Namen "Clochiers et Terroirs" ( 800 Winzer und 2.88 ha Weinbau ) fusioniert. Qualitativ hohe Weiss- und Rotweine werden angeboten. Mit der Honigerzeugung wurde begonnen. Inzwischen sind die Honigprodukte mit den vielfältigen Sorten als Produkte aus Paulhan sehr gefragt.

Die schöne Kapelle "Notre Dame des Vertus" zieht viele Besucher an, die den romanischen Baustil schätzen. Die Eremitage "Saint Jean de Vareilhes" und die Mühle "Moulin des Laures" sind Zeugen vergangener Zeiten.

Von der neuen Autobahn A 75 ist über eine direkte Ausfahrt Paulhan bequem zu erreichen. Diese Autobahn verbindet auf ihrer Nord- Südachse sieben historisch, kulturell, gastronomisch und touristisch wertvolle Städte, die sogenannten "Sept Perles Vertes" (sieben grüne Perlen) . Sie verläuft durch Naturschutzgebiete und führt über das Viaduc de Millau, eine grandiose Brücke, ein Meisterwerk modernen Brückenbaus (270 m hoch, 2400 m lang, von mehreren Pylonen getragen, darunter dem höchsten Brückenpylon der Welt) einfach sehenswert.